Dolochow, Fjodor Iwanowitsch (Fedja)

Freund von Anatole Kuragin, Offizier des Semjonowski-Regiments und »ein berüchtigter Spieler und Schläger«, zu Beginn der Geschichte etwa 25 Jahre alt (1/I,VI,56). Er ist ein mittelgroßer Mann »mit Kraushaar und hellen blauen Augen« (ebd.); sein bartloses Gesicht zeigt einen »bemerkenswert fein geschwungen[en]« Mund und einen »festen, frechen und gescheiten Blick« (1/I,VI,57). Er ist ein Spieler und gewinnt fast immer, und er trinkt viel, ohne dabei seinen klaren Kopf zu verlieren. Nach einer besonders exzessiven Zecherei im Sommer 1805 verliert er seinen Offiziersrang (1/I,VII,65).

Im Oktober 1805 dient er als einfacher Soldat in einem Infanterieregiment. Sein Kompaniechef Timochin beurteilt seinen Charakter zwiespältig: Manchmal sei er »klug, verständig und gutmütig«, manchmal aber überkomme es ihn, und dann sei er »eine Bestie« (1/II,II,207). Bei der Schlacht von Schöngrabern erwirbt er sich Verdienste (1/II,XX,332f.), wird wieder Offizier (1/III,XVIII,507) und darf kurz darauf auch wieder in das Semjonowski-Regiment zurückkehren (2/I,III,538).

Nach den Waffengängen lebt er in Petersburg und Moskau und hat Gerüchten zufolge ein Verhältnis mit Hélène (2/I,II,534). Pierre nimmt eine Nichtigkeit zum Vorwand, ihn zum Duell fordern, bei dem er ihn verwundet (2/I,V,551f.). Nikolai Rostow, der Dolochow sekundiert, bringt den Verletzten nach Hause, wo er zu seiner Verwunderung erfährt, dass »Dolochow, dieser Schläger und Raufbold Dolochow, in Moskau mit seiner alten Mutter und seiner buckligen Schwester zusammenlebte und der liebevollste Sohn und Bruder war« (2/I,V,554). Beide befreunden sich, Dolochow verkehrt im Rostowschen Haus, in dem allein Natascha Vorbehalte gegen ihn hegt: er sei ein »böser Mensch«, dazu »unangenehm und unnatürlich« (2/I,X,577). Dolochow verliebt sich in Sonja und macht ihr einen Antrag, den sie ablehnt (2/I,XI,581). Da ihre Liebe zu Nikolai der Grund ihrer Absage ist, rächt Dolochow seine Niederlage an seinem ›Freund‹ mit einem Kartenspiel, bei dem er ihm 43000 Rubel abnimmt (2/I,XIV,592).

Danach verschwindet er zunächst von der Bildfläche. Als er 1811 wieder in Moskau auftaucht, heißt es, er sei im Kaukasus und in Persien gewesen (2/V,VIII,980f.). Er freundet sich wieder mit Anatole Kuragin an und benutzt ihn für seine Zwecke. Die Manipulation von Menschen ist ihm »Genuss, Gewohnheit und Bedürfnis« (2/V,XI,996). Er schreibt Kuragin die Liebesbriefe an Natascha (2/V,XIV,1009), übernimmt auch die Planung für ihre Entführung und bewahrt Kuragin in letzter Minute vor der Festsetzung durch Marja Dmitrijewnas Haiduk Gawrilo (2/V,XVIII,1027).

Im Jahr darauf dient er wieder in der Armee. Am Vortag der Schlacht bei Borodino im August 1812 trifft er Pierre im Hauptquartier und entschuldigt sich bei ihm (3/II,XXII,296). Einige Monate später, im Oktober 1812, ist er Führer eines Partisanentrupps und kooperiert mit Denissow (4/III,III,766), über dessen Weigerung, gefangene feindliche Soldaten zu töten, er sich lustig macht (4/III,VIII,789). Nach dem erfolgreichen Überfall auf einen französischen Proviantzug, bei dem auch russische Gefangene, darunter Pierre, befreit werden, misst er die gefangengesetzten französischen Soldaten mit einem »kalten, glasklaren, nichts Gutes verheißenden Blick« (4/III,XV,818).